Europas Hersteller für Solartechnologie schlagen Alarm: China flute den Markt mit seinen Dumpingmodulen, heißt es, und gefährde damit die hiesige Branche. Schon wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung und Strafzöllen laut. „Die Politik sollte hier äußerst vorsichtig agieren“, mahnt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Denn erstens ist fraglich, ob überhaupt Preisdumping vorliegt, und zudem sind die billigen Module ein Segen für die Erneuerbaren in Europa.“
Laut Branchenverband SolarPower Europe sind die Preise für Solarmodule seit Jahresbeginn um mehr als ein Viertel eingebrochen. Ursache sei die aggressive Strategie chinesischer Hersteller, die ihre Produkte unterhalb ihrer Produktionskosten verkauften und somit Dumping betrieben. Europäische Firmen sehen sich in ihrer Existenz bedroht und fordern in einem Brandbrief an die EU-Kommission Unterstützung, unter anderem eine langfristige Förderung der hiesigen Unternehmen.
Die Politik hört den Ruf: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Solarfrage zur Chefsache erklärt. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte bereits im Juni ein mittelfristiges Förderprogramm von einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt, für das sich Unternehmen bewerben können. Die Opposition aus CDU und CSU macht sich nun für Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Solarmodule stark. Ähnliches gab es vor 20 Jahren schon einmal. Damals einigte sich die EU-Kommission mit China auf Mindestpreise beim Import von Solarpaneelen. Diese Regelung ist allerdings 2018 ausgelaufen.
„Die Politik sollte sich hier nicht vor den Karren einzelner Unternehmen oder Unternehmensgruppen spannen lassen“, rät Voigt. Es sei fraglich, ob bei Chinas Modulpreisen überhaupt Dumping vorliege, das Strafzölle rechtfertigen würde. „Die Chinesen verdienen mit dem aktuellen Marktpreis nicht viel Geld, dürften allerdings wohl auch keine Verluste machen“, so Voigt.
Wer bei dem aktuellen Preisniveau von 15 bis 17 Cent sicherlich kein Geld verdiene, das seien die europäischen Hersteller. „Für unsere Industrie wäre ein Mindestmodulpreis von 30 Cents dagegen eine Katastrophe“, warnt Voigt. Denn würden sich die Modulpreise nahezu verdoppeln, wären viele Projekte bei dem derzeitigen Strompreisniveau schwierig umzusetzen und der Markt würde sich in Europa brachial verlangsamen. „Ganz unabhängig vom Preis“, fügt Voigt hinzu, „haben europäische Hersteller überhaupt nicht genügend Produktionskapazitäten zur Bedienung des europäischen Marktes, der mittlerweile bei über 40 Gigawatt Peak liegt.“ Auch von der schieren Masse her brauche Europa also die chinesischen Zulieferungen.
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