Der Kostenvorteil Erneuerbarer Energien gegenüber fossilen Energieträgern dürfte wachsen. Zwar sind Anlagen zur Produktion grünen Stroms in jüngster Zeit deutlich teurer geworden, doch Wind- und Solarprojekte sind sehr viel günstiger zu haben als neue Kohle- oder Gaskraftwerke. „Langfristig werden die Erneuerbaren ihren Vorteil noch weiter ausbauen können“, sagt Markus W. Voigt, CEO der aream Group.
Die weltweit hohen Inflationsraten lassen auch die Erneuerbaren Energien nicht unberührt: Ende Juni waren die Kosten für den Neubau von Onshore-Windkraftanlagen sieben Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Kosten für Solaranlagen erhöhten sich sogar um 14 Prozent.
Ursachen für den Preisanstieg sind unter anderem die gestiegenen Transportkosten: Die Schifffahrtsraten aus Asien sind laut der Finanzagentur Bloomberg seit ihrem Höchststand im September 2021 zwar gesunken, liegen aber immer noch fünfmal so hoch wie 2019. „Für die Lieferung von Solarmodulen, Wechselrichtern, Batterien und anderen Komponenten sind die Schiffsrouten aus Asien von entscheidender Bedeutung“, erklärt Voigt. Zudem liegen die Preise für wichtige Metalle wie Aluminium, Kupfer, Kobalt und Molybdän immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Und schließlich haben auch die Arbeitskosten zugelegt, insbesondere in den USA.
Auch wenn sich Erneuerbare Energien zur Stromerzeugung verteuert haben: Ihr Abstand zu fossilen Alternativen ist weiter gewachsen. So sind laut Bloomberg neue Onshore-Wind- und Solarprojekte derzeit rund 40 Prozent günstiger als die globalen Benchmarks für neue Kohle- oder Gaskraftwerke. „Und es gibt keinen Grund zu glauben, dass die Kosten für fossile Energien schnell wieder fallen werden“, sagt Voigt. Daher werden sich Erneuerbare-Energien-Projekte trotz gestiegener Erstellungskosten letztendlich schneller amortisieren. Angesichts der boomenden Nachfrage bleibt die Erstellung neuer Anlagen und Parks für Erneuerbare zwar eine Herausforderung. „Ihre langfristige Perspektive ist aber weiter sehr gut, da alle anderen Energiekosten noch stärker steigen“, so Voigt.
Nicht nur der Preismechanismus, auch die Politik treibt den Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft voran. „Das ist natürlich zu begrüßen“, so Voigt. Problematisch sei allerdings das neue Gesetz, das den Anteil von Wind-, Solar- und Wasserkraft bis 2030 auf 80 Prozent des bundesdeutschen Stromverbrauchs steigern solle. „Hehre Vorhaben klingen gut“, sagt Voigt, „doch Ausbau allein reicht nicht.“ Genehmigungen werden nur schleppend erteilt und es fehlt schon heute häufig an Kapazitäten im Netz, um den grünen Strom einzuspeisen. „Wichtig ist es, ein ganzheitliches Konzept zu schaffen, das alle Erneuerbaren Energiequellen einbezieht“, so Voigt.
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