Erneuerbare auf dem Vormarsch – aber nicht zu früh jubeln
25.07.2024, 11:13

Im Sektor Erneuerbare Energien häufen sich die Erfolgsmeldungen: Ihr Anteil am Gesamtenergieverbrauch steigt immer weiter. „Jubelarien sind aber verfrüht“, mahnt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Schließlich soll ja nahezu die gesamte Gesellschaft elektrifiziert werden, was den Stromverbrauch in die Höhe treibt.“ Die Erneuerbaren müssen also weiter konsequent ausgebaut werden –und privates Kapital dafür eingeworben werden.

 

Der Vormarsch der Erneuerbaren Energien ist nicht zu stoppen. Im vergangenen Jahr lieferten sie mit 53 Prozent erstmals mehr als die Hälfte der deutschen Bruttostromerzeugung – im Jahr 2000 waren es nur etwa sechs Prozent. Bei der Windkraft betrug der Anteil 2023 knapp 28 Prozent, Photovoltaik kam auf zwölf Prozent. Deutlich geringer – aber ebenfalls im Aufwind – ist der Beitrag der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch, der 2023 von 17,5 auf etwa 20 Prozent kletterte. Hier liegt das Mineralöl mit fast 36 Prozent noch vorn, gefolgt vom Erdgas, das ein Viertel beisteuerte. Mit dem Ausbau von Wind-, Solar- und Wasserstoffkapazitäten wird der Anteil der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch allerdings deutlich steigen.

 

„Der Vormarsch der Erneuerbaren ist ein Erfolg“, sagt Voigt, „der allerdings relativiert werden muss.“ So beruht ihre gestiegene Bedeutung weniger auf der nur leicht gewachsenen Erzeugung von grünem Strom, sondern hauptsächlich darauf, dass Energieverbrauch und -erzeugung in Europa durch Pandemie und fortschreitender Deindustrialisierung insgesamt geschrumpft sind. 

 

Zukünftig wird mit der Elektrifizierung von Wirtschaft und Gesellschaft der Anteil des Stroms am Gesamtenergiemix weiter kräftig steigen. „Daher müssen die Kapazitäten für Erneuerbare Energien deutlich ausgebaut werden“, erklärt Voigt. „Und das wird nur mithilfe privater Investoren zu stemmen sein.“

 

Noch macht elektrischer Strom nur ein Fünftel des gesamten Endenergieverbrauchs aus. Verschiedene Faktoren werden diesen Anteil aber schnell in die Höhe treiben. Haupttreiber werden Rechenzentren vor allem für künstliche Intelligenz und der Verkehrssektor sein und hier speziell die gestiegene Anzahl an E-Autos, aber auch der Ausbau des Schienenverkehrs. Dazu kommt die Wärmebereitstellung für Gebäude über elektrische Wärmepumpen. Mehr Strom wird auch der Betrieb von Batteriefabriken benötigen sowie die Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse. 

 

„Zwar soll laut Planungen der Bundesregierung auch die Energieeffizienz deutlich verbessert werden, was den Zuwachs des Stromverbrauchs tendenziell drosseln wird“, so Voigt. „Dennoch führt an einem weiteren und beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien als inzwischen kostengünstigster Stromquelle kein Weg vorbei – die Ziele liegen noch in weiter Ferne.“ 

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