Dunkelflaute: Jammern hilft nicht
18.12.2024, 09:19

In den vergangenen Wochen ist der Strompreis an der Börse mehrfach stark gestiegen. So stark, dass Unternehmen ihre Produktion reduziert und öffentlich darüber gejammert haben. „Doch das ist nur teilweise nachvollziehbar“, sagt Markus W. Voigt, CEO der aream Group. „Zum einen haben dieselben Unternehmen die meiste Zeit des Jahres von niedrigen Börsenstrompreisen profitiert.“ Zum anderen lässt sich Strom zu berechenbaren Preisen auch ohne den Weg über die schwankungsanfällige Börse kaufen. Das Jammern soll also bestenfalls dem Bau weiterer fossil betriebener Kraftwerke befördern – doch das wird vergebens bleiben.

 

Die jüngsten Ausschläge bei den Strompreisen verdeutlichen die immense Bedeutung einer neuen Einkaufsstrategie für Unternehmen. Dramatische Preisspitzen wie das gerade erreichte Allzeithoch von 936 Euro pro Megawattstunde sind durchaus aufmerksamkeitsstark. Doch zeigt die Erfahrung, dass in den meisten Phasen von günstigen Strompreisen an der Börse profitiert werden kann. „Wer als Unternehmenslenker ausschließlich Strom zum Tages- oder Stundenpreis über die Börse bezieht, hofft natürlich darauf, dass er in der Regel niedriger liegt als ein Festvertrag“, so Voigt. „Dann sollte aber auch klar sein, dass solche starken Anstiege die andere Seite der Spekulation darstellen – mit dem Risiko beim Einkäufer.“ Sinnhaft, wenn auch für viele Unternehmen noch ungewohntes Terrain, ist es also, seinen Stromeinkauf auf mehrere Säulen zu verteilen.


Dazu gehören feste Abnahmeverträge genauso wie Käufe an der Börse. „Und immer mehr kommen eben auch Arbitragestrategien dazu“, sagt Voigt. „Wer über Speicher verfügt, kann natürlich günstig im Festvertrag eingekauften Strom auch teuer über die Börse verkaufen, wenn die Preise das hergeben.“ Für Unternehmen bedeutet das aber, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen oder es an Spezialisten auszulagern.


Die Herausforderung ist offensichtlich: Phasen der Dunkelflaute, in denen Wind- und Sonnenenergie kaum zur Stromversorgung beitragen, werden auch weiterhin für Knappheit und Preisspitzen sorgen. Besonders in den Monaten November bis Februar, wenn die Sonneneinstrahlung gering und der Wind schwach ist, wächst der Druck auf das Stromsystem. Noch vor wenigen Jahren konnten solche Flauten leicht ausgeglichen werden, weil konventionelle Kraftwerke das Rückgrat der Energieversorgung bildeten. Doch der Wandel hin zu erneuerbaren Energien hat die Situation verändert. Heute stammen mehr als 50 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien.


Entscheidend für die kommenden Jahre ist der großflächige Ausbau von Speichern. Energiespeicher ermöglichen es, überschüssige Energie aus sonnen- und windreichen Phasen zu speichern und bei Bedarf ins Netz einzuspeisen. „Alleine dadurch werden extreme Preisausschläge in Zukunft seltener und weniger intensiv ausfallen“, sagt Voigt. „Ein Ausbau von Batterien, Pumpspeicherkraftwerken und neuen Technologien wird die Versorgung stabilisieren und die Abhängigkeit vom Wetter verringern.“ Und zudem die Möglichkeit ganz neuer Geschäftsmodelle auch für produzierende Unternehmen ermöglichen, die überschüssigen oder günstig eingekauften Strom wieder zurück ins Netz verkaufen können.


Trotzdem bleibt in der Übergangsphase der bestehende konventionelle Kraftwerkspark von Bedeutung. „Gerade in den kritischen Monaten zwischen November und Februar muss dieser in einem einwandfreien
Zustand gehalten werden, um Versorgungslücken zuverlässig zu schließen“, sagt Voigt. „Denn das neue Allzeithoch beim Strompreis wurde nicht nur durch fehlendes Angebot bei hoher Nachfrage erreicht.“ Vielmehr war der Ausfall eines fossil betriebenen Kraftwerks durch einen Brand der eigentliche Preistreiber. „Insofern müssen diese Kapazitäten gesichert und in ihre Instandhaltung investieren werden“, so Voigt. „Ein Neubau von Kraftwerken ist fast sinnlos, denn bis sie nach Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase am Netz sind, hat sich das Thema voraussichtlich bereits erledigt. Genauso wie sich das Jammern der Unternehmen erledigt haben wird, sobald sie die Chancen sehen und nicht nur an alten Produktionszyklen und Einkaufsstrategien festhalten.

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