Brüder, mehr Sonne!
06.09.2022, 10:41

Die Sonne scheint stark in diesem Jahr – und doch reicht der in Deutschland produzierte Sonnenstrom noch lange nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der Wind liefert seinen Beitrag, On- wie Offshore stabil und regelmäßig. Doch auch damit reicht es noch nicht, den gewaltigen Stromhunger einer der größten Volkswirtschaften der Welt zu befriedigen. Der Ausbau der Erneuerbaren wird beschleunigt, auch das wird erst in Jahren wirken. Da scheinen Atomkraftwerke eine Alternative. Doch ehrlich gesagt sind sie nicht Teil der Lösung, europaweit sie sind ein großer Teil des Problems.

 

Es sind die französischen Atomkraftwerke, die derzeit wegen Wartungsarbeiten oder wegen niedriger Wasserstände nicht oder kaum Strom erzeugen, die Europa die extrem hohen Preise bescheren. In der Vergangenheit exportierte Frankreich Atomstrom auch und vor allem nach Deutschland. Selbst im Sommer. Dieses Jahr laufen die deutschen Gaskraftwerke, um den Strombedarf auf der anderen Seite des Rheins zu befriedigen. 

 

Schuld daran ist übrigens auch der französische Strompreisdeckel: Da der Staat für Ausgleich sorgt, sinkt der französische Wille zum Strom sparen. So liefern deutsche Gaskraftwerke extrem teuren Strom nach Frankreich – und dort kümmert es nicht wirklich, weil die Subventionen greifen. Deutschland wird zum Exporteur wider Willen – zu hohen Kosten eben auch für deutsche Privathaushalte.

 

Denn ein Blick auf die in den unterschiedlichen Regionen Europas zu zahlenden Preise für Strom zeigt: Die Schweiz zahlt am meisten, danach folgen Österreich und Frankreich. Der Strompreis an der Europäischen Strombörse lag am 31. August 2022 für die Lieferung in die Schweiz bei 664,82 Euro, für Österreich bei 651,84 Euro und nach Frankreich bei 636,02 Euro. Hohe Nachfrage und eine teure Produktion bestimmen hier die Preise, denn etwa in Nordnorwegen lag der Preis nicht zuletzt wegen reichlich vorhandenem Strom aus Wasserkraft zur gleichen Zeit nur bei 8,61 Euro. 

 

Wären da mehr Atomkraftwerke oder zumindest die Verlängerung von Laufzeiten in Deutschland nicht hilfreich? Wer hier mit „Ja“ antwortet, denkt sehr kurzfristig. Mehr Atomkraftwerke würden nur bedeuten, mehr vom selben Problem zu schaffen, das jetzt schon die Stromversorgung gefährdet. Wenn wegen niedriger Wasserstände Kraftwerke stillliegen, ist es egal, ob es 30 oder 100 sind. Der Wasserstand wird dadurch nicht höher. Zumal der Klimawandel die Situation verschärft. Trockenere Sommer sollen die Regel werden, niedrige Wasserstände und damit fehlende Kühlung der Atomkraftwerke sind vorprogrammiert. 

 

Angesichts der Preissteigerungen für Gas und in der Folge auch beim Strom kann es nur einen Weg geben: den Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen, fördern, stützen, wo immer es geht. Schon heute kommen die Erneuerbaren Energien ohne Subventionen aus, zumindest Solar- und Windparks. Die hochsubventionierte Atomkraft gilt zwar nach wie vor als Brückentechnologie, doch wie lang soll die Brücke noch werden? Zu Recht gehört sie nun sehr bald auf den Schrottplatz der Geschichte. Auch in Frankreich und in anderen europäischen Nationen, die sich bislang noch nicht wirklich bewegt haben. 

 

Deutschland hat mit kluger Politik die besten Voraussetzungen geschaffen, tatsächlich klimaneutral zu werden und den benötigten Strom vollständig aus Erneuerbaren Energien zu beziehen. Dieser Vorsprung sollte ausgebaut, nicht abgebaut werden, dann sinken auch die Preise nachhaltig.

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