Warum der Strompreis mittelfristig steigen dürfte
23.01.2024, 09:11

Seit seinen Hochs des Jahres 2022 ist der Strompreis deutlich gefallen, was Verbraucher und Unternehmen entlastet. „Mittelfristig jedoch bleibt der Preis schwankungsanfällig und wird auf mittlere Sicht eher steigen“, prognostiziert Markus W. Voigt, CEO der aream Group. Dafür sprechen die wachsende Stromnachfrage und die hohen Kosten für den Ausbau von Netzen und Speichern.

 

Die Gestehungskosten für die Erzeugung von grünem Strom dürften zwar weiter fallen. Gleichzeitig aber wirken andere Faktoren in Richtung Teuerung. So müssen die Kapazitäten zur Produktion von Erneuerbaren erheblich ausgebaut werden, damit Deutschland 2030 das Ziel erreicht, 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Das Stromnetz muss um etwa 14.000 Kilometer hochspannungsfähige Leitungen erweitert werden.

 

Dazu kommt der Ausbau der Speicher. Für unterwöchige/-tägige Strompreisschwankungen könne laut Voigt der Ausbau des Speichervolumens hilfreich sein und Entwicklungen wie Negativpreisen entgegenwirken. „Keine Lösung gibt es aber in den nächsten sieben bis zehn Jahren für das Problem, dass nicht nur der Stromverbrauch saisonal schwankt, sondern auch die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien“, so Voigt. Hier müssten großvolumig saisonale Speicher entstehen, wolle man sich vom Gas entkoppeln. „Die Vorlaufzeit ist so lang“, erklärt Voigt, „dass mittelfristig keine Lösung für die drohenden Volatilität der Strompreise in Sicht ist.

 

Zudem steigt der Stromverbrauch in Zukunft stark an. Zum Beispiel im Verkehr: Bis 2030 sollen laut Regierungsplänen 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren, derzeit sind es nur 1,3 Millionen. „In diesem Bereich könnte sich der Verbrauch also mehr als verzehnfachen“, sagt Voigt. Mehr Strom benötigt auch die deutsche Industrie im Zuge ihrer Dekarbonisierung und Elektrifizierung. Schließlich verbrauchte sie 2022 rund 496.719 GWh an Erdgas, das durch alternative Energien ersetzt werden muss.

 

Treiber des Strombedarfs sind zudem der Ersatz von fossilen Brennstoffen in der Heizungs- und Kühlungstechnologie, die steigende Anzahl vernetzter Geräte und IoT-Anwendungen, die Einführung von Technologien wie 5G, künstliche Intelligenz und Blockchain. Und schließlich müssen in Gebäuden Gasheizungen durch Elektroheizungen ersetzt werden. „Auch diese moderne Infrastruktur benötigt mehr Strom“, erklärt Voigt.

 

Insgesamt werden die genannten Zahlen und Faktoren also voraussichtlich zu volatilen und möglicherweise steigenden Strompreisen in Deutschland führen, prognostiziert Voigt. Auch der Ausbau der Atomkraft in Europa werde daran nichts ändern: „Im Gegenteil: Kostensteigerungen in Verbindungen mit lang anhaltenden Verzögerungen und/oder Ausfällen können einen weiteren kostensteigernden Effekt haben.“

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